Die Diätetik ist ein Verfahren der klassischen Naturheilkunde. Hippokrates von Kos sagte vor ca. 2500 Jahren: "Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung."
Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität hängen maßgeblich von der Ernährung ab.
Eine bedarfsgerechte Kombination verschiedener Nährstoffe liefert die Energie und Substanzen für alle Körperfunktionen und -strukturen. Beim Gesunden sichert das tägliche Essen die Versorgung mit all dem, was der Organismus braucht. Allerdings gibt es Situationen, in denen die Nährstoffdichte aus der aufgenommenen Nahrung nicht ausreicht oder sogar unmöglich ist, sogar bei einem Übermaß an Essen/Energie.
Da die ernährungsbedingten Krankheiten zunehmen hat die Ernährung in der heutigen Zeit eine zunehmende Bedeutung. Diätetik stellt die Basis eines naturheilkundlichen Behandlungsansatzes dar. Wir nehmen täglich 2-3 kg Nährstoffe auf und für jeden ist es sicherlich leicht vorstellbar, wie sehr diese Stoffe im Einzelnen auf unseren Körper einwirken. Wenn Diätetik als Naturheilverfahren verstanden wird, dann kommt es auf die optimale Zusammensetzung der Nahrung an, die auf den gesamten Organismus einwirken soll. Im Sinne einer naturheilkundlichen Diätetik kommt es auf die Beachtung der Lebensmittelqualität sowie auf die Bewertung des Gesundheitswertes des Lebensmittels an. Rückstände und Verunreinigung in Lebensmitteln sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Lebensmittel aus dem biologischen Anbau haben den Vorzug.
Die Diätetik im naturheilkundlichen Sinne bezieht unter anderem die Beachtung des Säure-Basen-Haushalts mit ein.
Ein alter Grundsatz lautet: "Basisch ist das Leben. Sauer ist der Tod".
Auch die Traditionelle Chinesische Medizin hat Ihre Wurzeln in der Ernährung (vor über 3000 Jahren in der Hsia-Dynastie), aufgrund der Pflege der Traditionen in den asiatischen Regionen hat dort die Ernährung seinen hohen Stellenwert in der Medizin beibehalten. Die TCM Aspekte wurden in China auch auf die Nahrungsmittel angewandt diese werden demnach entsprechend ihrer thermischen und geschmacklichen Eigenschaften eingeteilt.
Eine kalte thermische Wirkung üben die meisten bitteren Nahrungsmittel auf den Organismus aus, aber auch Zitrus- und Südfrüchte, die in klimatisch heißen Regionen gedeihen, um die dort lebende Bevölkerung abzukühlen. Weiters gehören rohe Tomaten und Gurken, sowie Yoghurt, grüner und schwarzer Tee in diese Kategorie. Kalte Nahrungsmittel sollten nur im Sommer und bei schwacher Verdauung oder anderen Beschwerden nur in gekochter Form zu sich genommen werden. Zu den kühlenden oder erfrischenden Nahrungsmitteln zählen rohes Obst (Äpfel, Birnen, Weintrauben, Beeren) und Salate, die meisten rohen Gemüsesorten (außer Karotten und Fenchel), viele Milchprodukte, sowie Pfefferminztee. Kühlende Nahrungsmittel erfrischen den Körper und sollten nur in der warmen Jahreszeit genossen werden. Mit Rohkost kann kein Blut und kein Qi (Lebensenergie) aufgebaut werden. Zum Beispiel nähren rohe Karotten das Blut nicht, aber Karottensuppe oder Karottenauflauf sind sehr wohl blutaufbauend.
Der übermäßige Genuss von thermisch kühlen oder kalten Nahrungsmitteln schwächt den Verdauungstrakt und führt zu Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall, sowie in weiterer Folge zu Erschöpfungszuständen, Müdigkeit und Eisenmangel. Alle kühlenden und kalten Nahrungsmittel können durch Kochverfahren (dünsten, braten, kochen, schmoren, im Backofen backen) und durch wärmende Gewürze in den neutralen oder sogar in den warmen Bereich verschoben werden. Zum Beispiel kühlen rohe Tomaten den Verdauungstrakt aus, aber auf einem Auflauf im Backofen überbacken sind sie neutral und kühlen nicht.
Zu den relativ neutralen Speisen gehören Hirse, Gerste, Dinkel, Marillen, Kirschen.
Zu den warmen Nahrungsmitteln gehören beispielsweise Rindfleisch, Huhn, Karotten, Fenchel, Hafer, Gewürze wie Oregano, Majoran, Basilikum und frischer Ingwer. Warme Nahrungsmittel können Qi und Blut aufbauen und sollten vorwiegend im Herbst und Winter genossen werden.
Heiße Nahrungsmittel sind vor allem stark wärmende Gewürze wie Zimt, Nelken, Pfeffer, Muskat, Cayenne und Chilischoten, und die so genannten harten Getränke (Schnäpse), aber auch Glühwein durch Zugabe von Zimt und Nelken. Heiße Nahrungsmittel sollten bei Hauterkrankungen und Allergien, sowie bei Migräne vermieden werden, da die Kapillaren erweitert werden. Heiße Nahrungsmittel sollten vor allem im Winter eingesetzt werden, aber nicht zu viel davon, da sie austrocknen können. Im Sommer können sie als Hilfe zum Schwitzen verwendet werden. Bei zu viel Schwitzen ist Zitronensaft geeigneter, da dieser kühlt und die Säfte im Körper bewahrt.
Damit ist nicht süß in Form von Süßigkeiten gemeint, sondern süßlich schmeckendes Gemüse wie Karotten, Fenchelknollen, Kartoffeln, Kürbis und Getreide wie Hafer, Hirse und Reis. Süßliches Getreide, Gemüse und Fleisch in Maßen nähren Blut und Qi, stärken Verdauungstrakt und Lunge und entspannen Leber und Gallenblase.
Essig, Zitrusfrüchte, Sauerkraut, säuerliche Äpfel, Beeren gehören in diese Kategorie. Bei Stagnationen aller Art sollten saure Nahrungsmittel vermieden werden, besonders in Verbindung mit süß! Indiziert ist der saure Geschmack bei Menschen mit Säftemangel, also im Alter oder für Mütter nach einer Geburt.
In diese Kategorie gehören Rettich, Radieschen, Knoblauch, Kren, aber auch Gewürze wie Zimt und Nelken oder Alkohol. Besonders die weißen scharfen Nahrungsmittel reinigen Lunge und Dickdarm. Aber zu viel an scharfen Gewürzen wie Knoblauch und Chili kann zu Krämpfen, Spasmen, Augenerkrankungen, Kopfschmerzen und Hauterkrankungen führen!
Bittere Salate wie Löwenzahn, Chikoree, Endivien, aber auch Tee und Kaffee und bittere Kräuter wie Löwenzahn oder Enzianwurzel gehören hierher. Die meisten bitteren Kräuter wirken antitoxisch, entzündungshemmend und verdauungsfördernd, aber zu viel davon verletzt den Verdauungstrakt und führt zu Durchfall oder breiigem Stuhl und Erschöpfungszuständen.
Damit sind salzige Speisen wie Algen, Miso (vergorene Sojabohnen mit oder ohne Getreide) oder Sojasauce und Salz selbst gemeint, aber auch Salzwasserfische und Muscheln. Algen und Miso werden bei Tumoren, Zysten, Schwellungen eingesetzt, zu viel des salzigen Geschmacks schädigt Nieren, Leber und Gallenblase.
Süß: Marillen, Barsch, Rindfleisch, Huhn
Sauer: Essig, Hagebuttentee, Papaya
Scharf: Anis, Fencheltee, Schnittlauch, Zimt
Bitter: Schwarztee
Salzig: Seegurke, Lachs
Süß: Kohl, Karpfen, Kürbis, Pinienkerne, Rundkornreis
Sauer: gibt es fast nicht ev. Apfel, Brombeere, Litschi, Weißdorn (alle glz. auch süß)
Scharf: gibt es fast nicht ev. Schwarzaugenbohne (Mei Dou)
Bitter: gibt es fast nicht ev. Naturreis (Cao Mi)
Salzig: gibt es fast nicht ev. Ziegenblut (Yang Du) oder Haifisch (Sha Yu)
Süß: Artischocke, Aubergine, Kuhmilch, Mungobohne, Schweineschmalz, weißer Reis
Sauer: Johannisbeere, Orange, Zitrone
Scharf: Hasen- und Kaninchenfleisch, Pfefferminze, Rucola
Bitter: Rinderleber, Mangold, Petersilie,
Salzig: Krebs, Salz, Schweinefleisch, Seetang
Wie man aus dieser Tabelle ersehen kann sind neutrale Lebensmittel fast ausschließlich süß, wobei nicht der zuckersüße Geschmack gemeint ist. Um einen gesunden Organismus in Balance zu halten sollten vor allem Nahrungsmittel dieser Kategorie verzehrt werden. Natürlich soll und kann man alle anderen Varianten ausprobieren und es ist auch möglich die Produkte so zu kombinieren, dass sich ihre thermischen Eigenschaften aufheben und die Nahrung wieder thermisch neutral wird. Bei Personen mit Defizit oder Überschuss müssen einige Nahrungsmittel bevorzugt, andere gänzlich vermieden werden. Dafür braucht es die Erfahrung eines Therapeuten. Die individuelle Konstitution wird über eine ausführliche Anamnese, sowie durch Zungen- und Pulsdiagnose festgestellt.
Die Zusammenführung des westlichen und des östlichen ernährungstherapeutischen Ansatzes ermöglicht eine optimale und ganzheitliche Behandlung.