Die Theorie der fünf Wandlungsphasen ist einer der Kernpunkte in der chinesischen Philosophie. Das Modell gewann ab dem 3. Jh. vor Chr. zunehmend an Bedeutung für die Betrachtung dynamischer Entwicklungen.
Das Wandlungsphasenmodell - oftmals auch fälschlich als "Elementenlehre" bezeichnet - leitet sich aus der Yin- Yang- Lehre ab. Diese wurde im Laufe der Jahrtausende immer weiter differenziert, blieb aber weitesgehend bei einer eher statischen Betrachtungsweise. Die Grenze von einer Momentaufnahme zur dynamischen Betrachtung von Prozessen war mit der Hexagrammordnung nach Gesichtspunkten der zeitlichen Reihenfolge (siehe I Ging) und der zyklischen Anordnung der Trigramme (Zyklus der Hervorbringung, König Wen) erreicht. Eine logische Weiterentwicklung dieser Trigrammbetrachtung stellt daher das Wandlungsphasenmodell dar.
Die fünf Wandlungsphasen sind also ein universelles System zur Beschreibung zyklischer Prozesse. Für das tägliche Leben haben sie daher insofern große Bedeutung, als hier fast ausschließlich zyklischen Abläufen vorliegen, auch wenn das nicht immer bewusst wird. Wichtig für die Medizin wird das Modell dadurch, dass Lebens- und Krankheitsprozesse in ihrer Entwicklung qualitativ (bedingt auch quantitativ) vorhergesagt werden können. Aus der natürlichen Beziehung der einzelnen Phasen, die sich physiologisch gegenseitig kontrollieren und stützen ("Zyklus der Kontrolle") entsteht Gesundheit. Wird eine Phase überbetont, so kann eine andere in den Hintergrund gedrängt ("bezwungen" oder "missachtet") werden. Dies führt zu einem pathologischen Zustand. Das Wissen von den Gesetzmäßigkeiten der Hervorbringung und Überwindung befähigt uns, gezielt in diesen Ablauf einzugreifen, um ihn in geeigneter Weise zu beeinflussen.
Bei den Wandlungsphasen handelt es sich also um Etiketten zeitlich aufeinanderfolgender und sich gegenseitig bedingender Phasen eines in sich geschlossenen (zyklischen) Ablaufes.
Holz: Bereitstellungsphase - Bereitstellung von potentieller Energie. Holz ist über dem Sollwert und weiter steigend. Im Frühling steigt der Saft in den Bäumen. Im frühen Morgen bereitet sich die Sonne auf einen neuen Tag vor. Die zugeordneten Organe sind Leber (Yin-Organ) und Gallenblase (Yang-Organ).
Feuer: Bewegungs- und Aktionsphase - das bereitgestellte Potential wird nun verbraucht. Feuer ist über dem Sollwert, aber wieder fallend. Vormittags ist die Aktivität am höchsten. Die dem Feuer entsprechenden Organe sind Herz (Yin-Organ) und der Dünndarm (Yang-Organ), zusätzlich werden dieser Wandlungsphase auch der Kreislauf (auch Perikard als Yin-Organ) und der San Chiao (auch Dreifachererwärmer, der dem Stoffwechsel entspricht als Yang-Organ) zugeordnet.
Erde: Ausgangspunkt und Ziel - der Zweck einer Arbeit ist erreicht. Die Erde ist gleichbedeutend mit dem Sollwert, bzw. mit dem Vorhandensein eines solchen. Milz (Yin-Organ) und Magen (Yang-Organ) dienen v.a. der Transformation der Lebensmittel zum Nahrungs-Qi.
Metall: Umkehrphase, Rhythmus, Oberfläche. Das Metall ist unter dem Sollwert und weiter fallend. Die Lunge (Yin-Organ) und Dickdarm (Yang-Organ) sind die Metall-Organe.
Wasser: Regenerationsphase. Wasser ist unter dem Sollwert, aber wieder steigend. Zu Wasser gehören die Niere (Yin-Organ) und die Blase (Yang-Organ).